Er muss es wissen –
von einem, der dabei war

By 5. April 2021Tagebuch

Ins Hörbare übersetzt (II)

Die  ersten Humoristischen Skizzen aus dem deutschen Handelsleben erschienen 1847/48 kapitelweise in der Kölnischen Zeitung, die letzten vier Episoden (Der Herr Preiss in Nöthen) im Revolutionsjahr 1848  in der Neuen Rheinischen Zeitung. Sie erschienen in Serie als eine Art Fortsetzungsroman, in dem der Autor mit einer fast zeichnerischen Akribie, die an die Bilder William Hogarths erinnert, das Milieu im ‚Comptoir‘ des Herrn Preiss spiegelt und das Geschehen vor, während und im Anschluss an die scheiternde 48er Revolution. Die Komik und die Kritik daran sind keineswegs so versöhnlich, wie das Titelwort ‚humoristisch‘ vermuten lässt. Der Duktus der Erzählung ist sarkastisch geprägt, die nicht sehr liebevoll, aber sehr real dargestellten Charaktere – Dienstherr, Buchhalter, Kommis, Korrespondent, Lehrling Handlungsreisender – haben auch deutlich karikaturenhafte Züge. Man sieht förmlich, was sich zuträgt, man hört die Geräusche kratzender Federn, knarrender Dielen, quietschender Türen und auf den Tisch gezählter Münzen. Mit seinem zupackenden Witz, den zahlreichen Dialogen, Erzähltexten und einprägsam geschilderten Situationen drängt sich der originale Text förmlich für eine Übertragung ins akustische Medium auf.

Dr. Peter Schütze

Abgesehen von massiven Kürzungen, die ich im Sinne der dramatischen Abrundung vornehmen musste, blieb der Wortlaut der Vorlage fast durchgehend bewahrt. Den Sprechern, allen voran dem Quartett hervorragender Kabarettisten aus Westfalen, ist es zu danken, dass die Sprache des 19. Jahrhunderts modern und geläufig sprudelte und satirische Frische bewies. Hörbar wird auch, wie leicht wir uns in das soziale Klima jener krisenhaften Zeit, als die Bürger begannen, sich gegen Fürstenherrschaft und Adel zu behaupten, hineinversetzen können; die Parallelen sind unüberhörbar.

Und zum Schluss Dank und Lob für die großartig solidarische Atmosphäre, in der das Sprecherteam, begleitet und angespornt vom hurtigen Tonmeister Max Hundelshausen, auf der akustischen Bühne in den einstigen Stallungen des Klosters Marienmünster agierte. Dank an Fritz Eckenga, Bernd Gieseking, Erwin Grosche, Hans Zippert und an den vielverantwortlichen Hans Hermann Jansen!!