»Die Liebe« XXV

By 14. April 2021April 17th, 2022Archiv
aus: Jugendgedichte (1841-1843)

XXV

Schön warst du, wandelnd auf grünem Plan.
Die Nachtigall sang, und die Rosen sahn
Erstaunt ihre liebliche Schwester an –
Und schön warst du, wandelnd auf grünem Plan.

Schön warst du, kniend in des Domes Chor.
Du hobst aus des Schleiers düsterm Flor
Betend die weißen Hände empor –
Und schön warst du, kniend in des Domes Chor.

Schön warst du, tanzend um Mitternacht
Mit dem kleinen Fuß – hell hast du gelacht
Und hast mich bankrott und verrückt gemacht –
Und schön warst du, tanzend um Mitternacht.

Und schön bist du stets! Ja lieblich und schön!
Vor Gott und Beelzebub bist du schön!
Schön bist du, was du auch treibst und tust –
Doch am schönsten, wenn du im Arme mir ruhst.

aus: Georg Weerth »Die Liebe«, Gedichte I-XXV, 1841