aus: Jugendgedichte (1841-1843)
XXIV
Sie zog ihre weißen Strümpfe an,
Sie steckte den Fuß in den kleinen Schuh,
Und als sie das Röcklein angetan,
Da band sie’s mit blauen Bändern zu.
Und schaute dann in den Spiegel voll Hast
Und schaute von dieser und jener Seit
Und hätte sich, ach, verwundert fast
Ob ihrer eigenen Lieblichkeit.
Denn schwarz war ihr Haar wie die schwarze Nacht
Und licht ihre Stirn wie der lichte Tag
Und röter der Mund wie Rubinenpracht-
Und der Schelm ihr in beiden Wangen saß.
Und wie zwei Hügel wölbten sich,
Wohl schöner als bei Elfen und Feen,
Zwei Brüstelein also wonniglich
Wie je ein Menschenkind gesehn.
Und die Augen blitzten! Und also schlank
Flog sie bald im Tanze herum.
Vor Liebe wurden die Jungen krank,
Und die alten Leute wurden dumm.
Und der reiche Mann vergaß sein Geld
Und der arme Mann seinen Kummer ganz,
Und der Bauer vergaß sein Pflug und Feld.
Und der Pfaff sein Kreuz und Rosenkranz.
Aus den Nestern schauten die Schwalben klug,
Und es stieg der lange Storch vom Dach,
Und der hölzerne Sankt Peter schlug
Vom Gesims herunter und zerbrach.
Und die Säufer hielten im Trunke ein,
Und die Schwarzwälder Uhren blieben stehn.
Und also tanzte ihr flinkes Bein,
Daß die Sonne fast mochte nicht untergehn.