»Der Wein« VII und VIII

By 23. Mai 2021April 17th, 2022Archiv

VII

Das Werthchen, das grüne Eiland,
Das liegt im Rhein, bei der Stadt,
Das kennt wohl jeder, der weiland
Zu Köln geliebet hat.

Dort saßen wir oft und lallten
Viel fromme Abendgesäng;
Die Domesglocken schallten
Herüber mit ernstem Gekläng.

Die vollen Römer blickten
Smaragdenen Augs uns an;
Die kölnischen Banner nickten
Von Türmen und Altan.

Die kölnischen Banner winken
Mit rot und weißem Schein,
Und die Leute in Köln, die trinken
Viel roten und weißen Wein.

VIII

In lauen Sommernächten,
Wo alles wundersam,
Da war es, daß wir zechten
Bis daß der Morgen kam.
Ein Wetterleuchten zuckte
Bisweilen übern Rhein;
Das stille Mondlicht blickte
In unsre Becher hinein.

Es sang mit süßem Schalle
Im tiefen Stromestal
Die schöne Nachtigalle
Von ihrer Liebesqual.
Und um die Berge flogen
Die Nebel wunderbar:
Als käme angezogen Eine luftige Geisterschar.

Die Lindenzweige rauschten
Um unsern Tisch herum:
Wir horchten und wir lauschten
Und wurden still und stumm.
Wohl halb im Traume blickten
Wir in den grünen Rhein;
Und bückten uns und nickten
Und schlummerten endlich ein.