Mit Originalbeiträgen von Heinrich Heine, Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth u. a.
In seinem Vorwort zur 2. Auflage, die 1851 bei »J. C. J. Raabe & Cie.« in Kassel erschien, schreibt Püttmann:
Vorwort.
Jedermann weiß, daß es mit der sanften, unbewußten, candiden, deutschen Lyrik aus ist. Das Volk hat anderes Blut bekommen und die Dichter mit ihm, – denn die Dichter, die wahren natürlich, gehen immer mit dem Volke und sind niemals mit den Königen gegangen.
Der Herausgeber der vorliegenden Gedichtsammlung hielt es der Zeitrichtung angemessen, eine Reihe solcher lyrischen Producte, in denen das neue Blut sich abspiegelt, zusammenzufassen und so dem Volke einen Beweis zu geben, daß die Gefühle und Schmerzen, welche sein Herz durchtoben, auch die Herzen seiner Sänger lebhaft aufregen und in ihren Schöpfungen laut wiederklingen.
Um der Sammlung eine gewisse Abgeschlossenheit zu geben, wurden mehrere bekannte Lieder socialer Färbung zu Grunde gelegt. Die Original-Beiträge sind nicht so reichlich ausgefallen, wie ich es Anfangs hoffte. Schuld daran ist wohl einer Seits, daß der Verkehr mit den heimischen Freunden für einen Expatriierten nicht ohne Hemmniß ist; anderer Seits auch der Umstand, daß einige sogenannte renommirte Dichter meiner Aufforderung keine Folge leisteten, wahrscheinlich weil sie die Tendenz des Unternehmens zu „bestimmt“, zu „gewagt“ fanden.
Den ästhetischen Werth der Sammlung mag der Leser selbst beurteilen. – Sollte mir jedoch der Vorwurf gemacht werden, daß die Aufnahme einiger Lieder den Mangel einer consequenten Tendenz-Durchführung verrathe, so muß ich diesen Vorwurf zurückweisen. Sogar Heine’s „Pomare“ und seine nächstfolgenden Gedichte widersprechen dieser Behauptung nicht, indem sie nach dem Ausdruck des Einsenders wenigstens „Gemüths-Befreiung“ athmen und in einem gewissen Zusammenhange mit den übrigen Productionen stehen.
H. Püttmann