Darüber las ich neulich in der Zeitung: Was für Zustände …

… in der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. No. 21. Köln, Mittwoch 21. Juni 1848.

„Neisse 16. Juni […] Dem Weber Göbel auf dem Butterberge starb ein Kind vor Hunger und Frost. Man sah diese Familie um eine Suppe, aus warmen Wasser und etlichen Runkelrübenschnitten bestehend, versammelt. In den ersten Häusern gegen Weigelsdorf fand man in der Wohnung des Weber Weiß ein Weib mit 5 Kindern, kein Bett, keinen Stuhl, keinen Tisch, ein Paar Kinder nackt auf dem Stroh und ein einjähriges Kind ein und einen halben Tag ohne alle Nahrung dem Hungertode nahe.

Der Weber Engel aus Ernsdorf ist vor Hunger halb blind geworden. In Steinkunzendorf wandeln viele Menschen bei lebendigem Leibe umher wie Leichen. Der Holzmacher Weber ist in einem Viehstalle vor Hunger gestorben.

Außer diesem haben noch Mehre auf ähnliche Weise ihr unglückliches Leben ausgehaucht. Es sind Fälle vorgekommen, daß vor Hunger Gestorbene ohne Bahre auf Schiebkarren nach dem Kirchhofe gefahren wurden. Eine Mutter vergrub ihr Kind aus Mittellosigkeit selbst in einen Garten. Ein Vater erwürgte sein Kind in der Verzweiflung, weil es nicht Kleienbrei essen wollte. Kleien und erfrorene Kartoffeln tragen das Ihrige zum Hungertyphus bei […]“