Darüber las ich neulich in der Zeitung: Einheit und Freiheit …

… in der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. No. 35. Köln, Mittwoch 5. Juli 1848.

„An das deutsche Volk.

Endlich ist die provisorische Centralgewalt für das gesammte Deutschland durch die Nationalversammlung zu Frankfurt geschaffen. Aber mit Schmerz müssen wir es bekennen: das von der Nationalversammlung gegebene Gesetz, welches die Centralgewalt in’s Leben rief, befriedigt nicht unsere Erwartungen, befriedigt nicht die Erwartungen, welche das deutsche Volk mit Recht sich davon versprochen hatte. Vielmehr sind dadurch fast alle Errungenschaften der jüngsten großartigen Erhebung des deutschen Volkes in Frage gestellt, und die alte verwerfliche Politik scheint, nur unter anderem Namen, in unserem Vaterlande wieder Platz greifen zu wollen.

[…]

Deutsches Volk! Als du deine Vertreter zu der konstituirenden Versammlung hierher sandtest, der du die höchste Gewalt, die Souveränität des Volkes, anvertrautest, da war es dein Wille, daß von uns Beschlüsse gefaßt und Einrichtungen getroffen würden, welche unsere höchsten Güter, die Freiheit und die Einheit sicher stellten, welche uns, dieser zerstückelten, zerrissenen und zertretenen Nation, einen einigen, freien, selbstbewußten Gesammtstaat bildeten und auf den Trümmern eines unheilvollen, freiheitsmörderischen Systems ein neues, glanzvolles Gebäude der Volksfreiheit errichteten.

[…]

Aber durch das neue Gesetz über die Centralgewalt ist dieser Grundsatz erschüttert, unsere ganze politische Zukunft ist dadurch in Frage gestellt.

[…]

Also noch einmal soll sich das alte Spiel erneuern? noch einmal das Volk um seine Hoffnungen betrogen werden? noch einmal soll die Zersplitterung und arglistige Fürstenpolitik siegen über die Einheit und Freiheit des deutschen Volkes?!“