… in der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. No. 63. Köln, Mittwoch 2. August 1848
„Seit einer Woche habe ich nichts für mein Tagebuch geschrieben ‒ es ist eine wahre Schande. Aber die Unterbrechung war zu arg. So eine Revolution wie die französische bringt einen ehrlichen Mann ganz außer Fassung. Wenn die Kronen von den Köpfen fliegen wie die Aepfel von den Bäumen, da hört Alles auf. Man kommt ganz aus seinem alten Gleis; es ist, als ob Feuer in der Stadt gewesen wäre, als ob man irgendwo eingebrochen und gestohlen hätte, und ehe man schlafen geht, sieht man noch einmal unter die Bettstelle, und die ganze Nacht träumt man von Mord und Todtschlag, von Bosco und Schinderhannes.
Ich bin keineswegs furchtsamer Natur; ich kann ein Gewehr losschießen ohne die Augen zuzukneifen; ich kann dabei stehen wenn man einen Hahn schlachtet, und ich werde nicht unwohl wenn ich sein Blut sehe. Auf der Spitze eines Kirchthurms werde ich nicht schwindlich, und ohne Grausen ginge ich Nachts über einen Kirchhof; aber so eine Revolution ‒ es ist gar zu unkomfortable, Gott verzeih’ mir. [..]“
Aus dem Tagebuche eines Heulers. Kapitel III. Einflüsse der Revolution.
Wie ist es heuer „auf der Straße“? Wo sind Ihre Angsträume?