Lina Duncker schreibt am 3. August 1855 aus Berlin:
“Lieber Georg!
Seit Wochen dachte ich, Du würdest kommen, um so mehr leid tut es mir, daß ich nun grade fort muß, wo Du Dich ankündigst. Ich reise am Donnerstag spätestens nach Haus Ahr zu meiner Schwester Bertha, von da zu einigen Tanten und Onkeln nach Elberfeld usw. Aufschieben kann ich die Tour nicht, da ich gegen den 20. September zurück sein muß, um mich zu einem großen Umzuge nach der Potsdamer Straße vorzubereiten. Wie gern ich Dich sähe, mußt Du glauben, da es hier vorläufig nicht sein kann, kommst Du vielleicht im Herbst nach Berlin und suchst mich in 10-12 Tagen bei meiner Schwester auf Ahr auf, die sich sehr freuen wird, Dich kennenzulernen. Schreibe mir nur Tag und Stunde, so hole ich Dich am Bahnhof in Oberhausen oder in Wesel ab und sorge für Quartier. Ahr ist sehr nett, wir könnten uns in Wald, Feld und auf dem Wasser herumtreiben. Helena ist dann vielleicht auch schon aus der Schweiz dahin heimgekehrt, unverlobt ging sie dahin, unverlobt kehrt sie hierher zurück. – Ich hätte gern auf Ahr bald Nachricht, damit ich nach Deinem etwaigen Erscheinen meine Exkursionen einrichte und nicht etwa grade wieder abdampfe, wenn Du kommen könntest. Franz grüßt bestens und Vehse.
