Brief vom 28. August 1856 aus Manchester

By 12. Dezember 2022Hörstelle
Die hastige, äußerst erregte Schrift des Briefes zeigt sofort, wie sehr die Nachtricht erschütterte. Marx an Engels: »Die Nachricht vom Tode Weerths hat mich furchtbar affiziert, und es war mir schwer, die Sache zu glauben.« Richard Reinhardt an Marx: »Den unglückseligen Tod des teuern und unersetzlichen Weerth erfuhr ich in Deutschland, als ich dort kürzlich meine Eltern besuchte. Ich sah ihn in einem Winkelblatt erwähnt und konnte und wollte es nicht glauben. O brutale und unsinnige Fatalität!« Freiligrath an Carl Weerth: »Wenn fremde Teilnahme Euch von Trost sein kann, so brauche ich Dich nicht erst zu versichern, daß wir, die hiesigen Freunde Eures Georg, mit Euch trauern und uns mit Euch beraubt fühlen. Er ist auch uns gestorben und soll auch uns unvergeßlich und unvergessen sein! Oh, es ist hart, daß er von uns gegangen ist! Es ist mir noch jetzt oft, als müßte, als könnte es nicht sein! So jung, so blühend, so strebend! Noch seh ich ihn vor mir, wie er zuletzt in mein Haus trat und meinen Jungen auf seinem Knie sitzen ließ. Kein Wort mehr – ich will mir und Euch nicht von neuem das Herz schwer machen!«
Georg Weerth wurde auf dem Friedhof von Havanna beigesetzt. Er ruhte schon unter der Erde, als die Mutter in Detmold ihm noch auf seinen letzten Brief antwortete, in dem sie mitteilte, daß Heinrich Bürgers den Empfang des Geschenkpaketes bestätigt hätte. Besorgt schreibt sie, daß die Zeitung vom gelben Fieber in Havanna berichtet habe: »Wenn Du nur nicht da bist!« Dann traf die Todesnachricht in Detmold ein.
(aus: Georg Weerth, Sämtliche Werke, Bd. 5, Hrg. Bruno Kaiser, Aufbau-Verlag 1957)