Brief von Franz Duncker an Georg vom 11.8.1855 (Sonntag früh):
“Lieber Herr Weerth!
Heut abend ist zwar leider kein Ballett und auch kein Bal Mabile beim Hofjäger, beides erst morgen, weshalb Sie notgedrungen auch morgen noch hier bleiben müssen; da mir Ihr ruheloser Wandergeist hiefür nicht die nötige Gewähr bietet: so bleibt es bei unserer Verabredung, und ich werde bemüht sein, Ihnen heut Berlin in so gutem Lichte als in in diesem miserabeln Wetter und in dieser Sauregurkenzeit nur möglich ist, erscheinen zu lassen. – Wenn das Wetter erträglich, d. h. so wie jetzt ist, werde ich schon um 5 Uhr bei Ihnen sein, damit wir vor dem Friedrich-Wihelmstädter Theater noch eine kleine Ausfahrt ins Freie machen können. Ich grüße Sie und den Dr. Vehse aufs beste.
Ihr Franz Duncker”
Franz Duncker an Georg vom 23.8.1855 aus Berlin:
“Lieber Herr Weerth!
Indem ich Ihnen für Ihre Zeilen vom 21. bestens danke, bedaure ich recht sehr, auf den Verlagsantrag Ihres Freundes Engels nicht eingehen zu können. Nicht als ob mir die Sache an sich und von Engels’ Feder bearbeitet keinen Erfolg verspräche, als vielmehr aus dem Grunde, weil ich für die nächste Zeit mit Arbeiten und Unternehmungen so überhäuft bin, daß ich mir ohne die dringendste Notwendigkeit jetzt nichts Neues aufladen mag. Ihre ‘Reisetagebücher’ dagegen würden unter allen Umständen einen Platz offen finden; aber die Ausnahme, welcher ich Ihrer liebenswürdigen Person gern gestatten möchte, kann ich leider diesmal nicht auf Ihren Freund übertragen. Ich sende Ihnen Engels’ Brief* zurück, und Sie werden mit Campe darüber sprechen, für den er ja auch noch geeignet. Mit dem besten Danke, daß Sie meiner gedacht,
Ihr Franz Duncker”
*Am 26. Juni 1855 schrieb Marx an Engels: “Wegen Deiner Broschüre [geplante Broschüre gegen den Panslawismus] schreibt mir Elsner [Redakteur der ‘Neuen Oder-Zeitung’]: ‘Sie haben eine viel zu hohe Vorstellung von unsern Buchhändlern, wenn Sie glauben, daß auch nur Einer von ihnen eine Schrift von Engels in Verlag nehmen würde. Sie haben sämtlich abgelehnt, die ich gefragt habe, weil sie ohne Zweifel in revolutionären Ruf zu kommen fürchten … Sollten Sie in Berlin anfragen, so wäre vielleicht Alex[ander] Duncker der erste, der die Schrift nähme.’ Weerth könnte bei dem Duncker vermitteln.” (MEW, Bd. 28. S. 449)
aus: Georg Weerth, Sämtliche Briefe, hrsg. von Jürgen-Wolfgang Goette, Bd. 2; Campus Verlag 1989