Brief vom 1. Dezember 1850 aus Gibraltar (1/2)

By 9. Juni 2022Hörstelle
Ronald Daniels schreibt am 12.12.1850 an Wilhelm Wolff: »Was macht Weerth? Sie ahnen es sicher nicht, ich will Ihnen sagen, wo der Glückliche steckt. Nach einem Briefe vom September d. J. hatte er mit der vornehmen Welt von Lissabon eben seinen Sommeraufenthalt in Sintra genommen, das seiner hohen Lage und der Nähe des Meeres die kühlenden Lüfte verdankt, die von Madeira herüberwehen. Nachdem er das Schottische Hochland bereist, schiffte er sich in London nach Oporto ein (schwarzer Wein und schwarze Mädchen), zog auf einem Maultier die Ufer des Douro hinauf unter schattigen Myrten, ging von da nach Lissabon und wegen der goßen Hitze einige Tage nach Sintra. Jetzt wird er wahrscheinlich schon in Cadiz angelangt sein. Denn von dort wollte er die Ufer resp. Hafenstädte des Mittelmeeres besuchen, und im Falle Europa so fortträte – nach dem Orient. Sein Brief schloß mit dem sehnsüchtigen Ausrufe: >Vive la république! Allah il Allah!< Glücklicher Sterblicher, dem die Natur außer Esprit auch noch die Kunst des Einmaleins und der doppelten Buchführung verliehen!« (IISG, Amsterdam, Nachlaß Wilhelm Wolff.)
aus: Georg Weerth, Sämtliche Briefe, hrsg. von Jürgen-Wolfgang Goette, Bd. 2; Campus Verlag 1989