Ansprache des Redakteurs zum Jahresende 2021

By 31. Dezember 2021Tagebuch

Verehrte Zuhörerschar, liebe lesende Gemeinschaft,

seit dem 199. Geburtstag am 17. Februar 2021 sind wir, ein buntes Kollektiv, unterwegs gewesen. Wir haben uns vorgenommen, den großen Geburtstag des Detmolder Dichters, Redakteurs und Freiheitskämpfers Georg Weerth würdig vorzubereiten, denn: Weerth ist es wirklich wert, uns modernen Zeitgenossen neu entdeckt und erschlossen zu werden. Seine Texte liegen zwar außerhalb des klassischen Kanons, von daher wundert es nicht, dass bis auf ein Hungerlied fast nichts in die westdeutschen Schulbücher gelangte. Seine Sprache, sein Humor und die Brillanz und Schärfe seines Ausdrucks hingegen suchen ihresgleichen.

Weerths literarisches Werk ist, auch wenn nur eine Erzählung zu Lebzeiten als Buch veröffentlicht wurde, neben Grabbes Lustspiel Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung ein Höhepunkt der Literaturgeschichte lippischer Provenienz, und darauf dürfen alle, auch noch nach 200 Jahren, durch unsere bescheidene Initiative aufgeweckt, neu belebt und, als lesende Lipper und hörsame Literaten, stolz sein.

Was uns aber am meisten bei dieser Entdeckungsreise im vergangenen Jahr motiviert hat, ist die Mithilfe so vieler junger Menschen. Das stimmt hoffnungsvoll. Danke also an so viele! Das mag vielleicht auch daran liegen, dass Weerths Gedanken, bei aller verwegenen Jugendlichkeit, eine durch und durch aufrechte zeitverwandte soziale Grundhaltung ausdrücken, die ihn zum Sprachrohr der arbeitenden Bevölkerung werden ließ. Weerth beobachtet sehr genau, beschreibt differenziert und mit kritischer Distanz und nimmt dabei Partei für die Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und arbeiten müssen. Deswegen kann er uns heute durchaus zu einem Vorbild und zu einem Vater der deutschen Demokratiegeschichte heranwachsen.

Im Ausblick auf Kommendes empfehlen wir nicht ohne Stolz unsere Webseite mit ihren Angeboten. Im kommenden Jahr widmen wir uns zuerst dem Roman-Fragment. Ab Februar folgen Briefe, Gedichte, Journalistisches aus dem Jahre 1848/1849. Wir freuen uns über Videobeiträge von der langen Lesenacht im Leopoldinum am 4. und 5. Februar, die von der Abiturientia 2022 gestaltet werden. Dies ist ein wunderbares lebendiges Zeichen in der Schulgemeinschaft, die sich ihrer Wurzeln bewusst wird.

Wir schließen für 2021, der lippische Regen tröpfelt vom Himmel, es ist trübe, und alles scheint auf das Kommende zu warten. Bleiben Sie uns gewogen, bleiben Sie wachsam, sparen Sie nicht mit Anregungen und Kritik, aber auch nicht mit Lob. Alles nehmen wir dankbar unter der Adresse redaktion[at]weerth200.de entgegen.

Bis bald, einen böllerfreien Jahreswechsel wünscht Ihnen

Ihr Chefredakteur